Verband Deutscher Amateur-Rennreiter e.V.
Jahresbericht 1969:
"Antrag 2:
Die Einführung eines offiziellen Championats auch für Damen, nachdem die Zahl der aktiven Reiterinnen ständig zunimmt. Diesem Antrag wurde stattgegeben.
Damit gibt es 1969 erstmals eine Deutsche Meisterin, die auch durch das Direktorium anerkannt und geehrt wurde. Der Verband hat die Damen seit vielen Jahren in seinen Statistiken mit ihren Siegen getrennt aufgeführt und die jeweilige Meisterin mit dem "Goldenen Hufeisen" ausgezeichnet.
Hannelore Rabus, mit 13 Siegen weitaus erfolgreichste Amazone 1969, wird das als Brosche gearbeitete Abzeichen natürlich ebenfalls erhalten. Seit ihrem Kindesalter ist Frl. Rabus dem Rennsport mit nicht erlahmender Passion verbunden. Es freut uns alle daher ganz besonders, daß gerade sie die erste offizielle Trophäe erritten hat."
Sport-Welt, 18. Januar 1970
Deutsche Statistik 1969
Im Amateur-Championat neue Namen vorn
"Die früher summa summarum geführte Statistik ist für 1969 zum erstenmal geteilt worden: Noch vor Jahresfrist kam die Nachricht, daß das Championat der Amateurreiter und -reiterinnen von nun an in zwei getrennten Sparten geführt wird, und zwar schon rückwirkend für die letzte Saison. Zum erstenmal wird damit auch der Championattitel doppelt vergeben.
Neben Champion Fredi Gang, dessen erster Platz in der Statistik kaum jemals während der Saison in Gefahr war, ist Hannelore Rabus die erste offizielle Championesse des deutschen Amateursports. Der zusätzliche Titel für die Damen ist zugleich wohl auch eine Anerkennung der Tatsache, daß im Lauf der Jahre immer mehr Frauen und Mädchen zu aktiver Tätigkeit im Rennsattel gefunden haben und mit Begeisterung bei der Sache sind."
Noch länger (als Fredy Gang) hat Hannelore Rabus gebraucht, bis sie nun die erfolgreichste Rennreiterin im Bundesgebiet geworden ist. Als sie mit fünf Jahren aus ihrer holländischen Heimat nach Köln kam, verstand sie noch kein Wort deutsch und hatte erst recht keine Beziehung zu Pferden. Daran sollte es freilich bei der nahen Nachbarschaft in der Weidenpescher Rennbahnstraße bald nicht mehr fehlen. In den Ställen von Erich Michael und Kurt Deschner durfte Hannelore Rabus zum erstenmal Heu und Wasser holen, später Pferde putzen und führen. Ans Rennreiten ging es erst viel später. Der erste Ritt war 1964 in Frankfurt die Stute Vertrau. Pferd und Reiterin waren zum erstenmal am Start, aber nicht einmal auf dem letzten Platz im Ziel. Noch oft gehörte Hannelore Rabus der Rubrik "ferner liefen" an, bis vor vier Jahren ein zweiter Platz mit Scottish Society in Dortmund der erste Lichtblick war.
1967 gab es den ersten Sieg, und das war mit Escurial auch noch der begehrte Amateur-Pokal in Den Haag. 1968 fünf Siege und der Gewinn der Perlenkette, 1969 das - kaum schon erträumte - Championat mit zwölf Erfolgen im Inland und einem weiteren in Belgien.
Mit Pferden hat Hannelore Rabus in der Technischen Abteilung des Kölner Direktoriums heute auch beruflich zu tun, was allerdings im Rennsattel keine Starthilfe war, denn ihren Titel hat die Championesse sich redlich verdienen müssen, wobei der im letzten Jahr erreichte Fortschritt augenscheinlich war. Lesen, Basteln und Musik als Steckenpferd stehen ohnehin nur im zweiten Glied zum Turf, der überall die ersten Rechte, im Lauf der Jahre aber auch viel Mühe, Zeit und Stehvermögen gefordert hat."
Sport-Welt:
"Mit Welt- und Europa-Meistern sowie weiteren deutschen Titelträgern befand sich die neue Amazonen-Championnesse am Freitag bei der Ehrung der domstädtischen Meister durch Oberbürgermeister Theo Burauen in prominenter Gesellschaft. Für die Kölner Meister gab es Urkunde, Plakette - abgestuft in Gold, Silber und Bronze - sowie freundliche Worte des Stadtoberhauptes."
Fotos: Archiv - Statistik: Deutscher Sportverlag, Sport-Welt